Discover the world of Martin Tschanett
Ich bin auf dem Weg nach Sant’Agata Bolognese in der Nähe von Bologna in Italien. Vorbei an verlassenen Landstraßen und Häusern erreiche ich „Sant’Agata Bolognese“. Das Dorf und die ganze Gegend konnten scheinbar nicht am Erfolg von Lamborghini teilhaben. Am Ende des Dorfes erreichte ich schließlich die Lamborghini-Fabrik. Ich werde von einem Mitarbeiter begrüßt der mich freundlich darauf hinweist in der Industriezone zu parken. Das erwies sich als äußerst schwierig, da dort die ganzen Lamborghini Mitarbeiter ihr Auto geparkt haben. Schließlich fand ich doch noch eine Parklücke etwa 15 Gehminuten vom Werk entfernt. Es überrascht mich, dass die abgelegene Industriezone nicht besser auf Lamborghini-Fans und Besucher ausgerichtet ist.
Ich habe mich hier für eine Fabrikbesichtigung und den Besuch im Lamborghini-Museum angemeldet.
Informationen zum Besuch und verfügbare Termine sind hier ersichtlich: lamborghini.com
Die Fabriksbesichtigung kostet 80 Euro und dauert ca. 1 Stunde. Wir bekommen Kopfhörer und werden in einer kleinen Gruppe durch die Fabrik geführt. Die Tourleiterin erzählt kurz, wie der erfolgreiche Traktorhersteller Ferruccio Lamborghini mit der Kupplung seines Ferraris 250 GT nicht zufrieden war, weil sie häufig kaputt ging. Enzo Ferrari habe ihm daraufhin gesagt, er solle besser weiterhin Traktoren fahren. Es könne halt nicht jeder einen Sportwagen bedienen. Daraufhin entschied sich Ferruccio, selbst bessere und verlässlichere Autos zu bauen als Ferrari.
Wir betreten die Fabrikhalle und stehen mitten in der Huracán-Produktionslinie. An 13 Stationen entstehen hier jeden Tag 13 Lamborghinis. Ein zieht ein Chassis mit einer bereits lackierten Rohkarosserie zur ersten Station. Hier werden Karosserie-Teile, Scheiben, Sitze, Armaturenbrett, Motor, Räder und alle übrigen Bestandteile rein von Hand montiert. Grosse Bildschirme mit einem Countdown zeigen an, wie lange es noch bis zum nächsten Stationswechsel dauert. Alle Lamborghinis werden nur auf Bestellung gebaut.
In einer zweiten Produktionslinie entsteht der Lamborghini Aventador. Hier gibt es nur sechs Stationen, an denen jeweils 75 Minuten lang gebaut wird, wobei jeden Tag sechs Autos fertig werden. Wir kommen gerade zur richtigen Zeit, um den Einbau des riesigen 12-Zylinder-Motor mitzuerleben. Nur bei Lamborghinis mit 12 Zylindern gibt es übrigens die berühmten Scherentüren, die sich nach oben öffnen. Beim Huracán mit 10 Zylindern gehen die Türen konventionell auf… finde ich etwas enttäuschend.
An beiden Produktionslinien wird nach der Schlusskontrolle der Motor gestartet. Ein Testfahrer fährt den Lamborghini in eine Kabine, in der die Motorleistung und die Bremsen geprüft werden. Danach wird jeder Lamborghini auf den Strassen von Sant’Agata Bolognese probegefahren.
In weiteren Teilen der Fabrik werden die Sitze, das Armaturenbrett und die Innenverkleidungen aus dem besten Leder genäht. Dabei kann aus zahlreichen Farben ausgewählt werden.
Lamborghini ist stolz darauf, dass alles mit Ausnahme der Lackierung hier vor Ort von eigenen Mitarbeitern hergestellt wird. Und auch dass sich die Fabrik immer noch am selben Standort befindet wie bei der Firmengründung im Jahr 1963, vor 60 Jahren.